Schulinseln: Heilmittel oder Notpflaster?
In der Bildungslandschaft der Schweiz sind in den letzten Jahren vermehrt sogenannte "Schulinseln" aufgetaucht. Diese Konzepte sollen als Lösung dienen, um Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten einen separaten Raum und individuelle Betreuung zu bieten, indem sie zeitweise den Klassenunterricht verlassen und in speziellen Schulinseln betreut werden. Doch trotz der guten Absichten und möglichen Vorteile, die solche Massnahmen mit sich bringen können, gibt es auch kritische Stimmen, die auf potenzielle Nachteile und negative Folgen hinweisen.
Für die sogenannten "Schulinseln" gibt es keine einheitlichen Richtlinien. So spiegelt die Konzeption jeder einzelnen Schulinsel in einem gewissen Masse auch die Schulhauskultur wider. Schulinseln bieten zweifellos einige Vorteile. Sie ermöglichen es Lehrpersonen sich auf die individuellen Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten zu konzentrieren. In einer kleineren Gruppenumgebung können pädagogische Ansätze besser angepasst werden, um die Schülerinnen und Schülern besser zu betreuen als dies im Klassenunterricht möglich wäre. Zudem können solche Insellösungen die Lernatmosphäre in den regulären Klassen verbessern, da weniger Störungen auftreten, was wiederum allen Schülerinnen und Schülern als auch den Lehrpersonen zugutekommt.
Die Herausforderungen und potenzielle negative Folgen:
Trotz der positiven Aspekte bergen Schulinseln auch einige Herausforderungen und potenzielle negative Folgen. Hier sind einige wichtige Punkte zu beachten:
Stigmatisierung: Die Einrichtung von Schulinseln könnte zu einer Stigmatisierung der betroffenen Schülerinnen und Schüler führen. Das Verlassen des regulären Klassenunterrichts könnte von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern als Absonderung wahrgenommen werden, was zu sozialer Isolation und negativem Selbstbild führen kann.
Verringerte Integration: Das Ziel einer inklusiven Bildung, in der alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen, könnte durch Schulinseln beeinträchtigt werden. Wenn Schülerinnen und Schüler mit herausforderndem Verhalten aus dem Klassenverband genommen werden, verpassen sie wichtige soziale und interaktive Lernerfahrungen.
Verpasste Lerninhalte: Der zeitweise Ausschluss aus dem regulären Unterricht könnte dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler wichtige Lerninhalte verpassen. Dieser Umstand führt dazu, dass die Lehrpersonen einen noch grösseren Aufwand betreiben müssen, um das Lernen am gemeinsamen Lerngegenstand gewährleisten und die "Klasse zusammenhalten" zu können.
Abhängigkeit von Insellösungen: Schulinseln könnten dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler mit herausforderndem Verhalten in einer Abhängigkeit von der individuellen Betreuung bleiben. Langfristig ist das Ziel jedoch, sie zur eigenständigen Teilnahme am regulären Unterricht zu befähigen. So ist die Kritik in der Arbeit mit herausfordernden oder schwachen Schülerinnen und Schülern immer, dass durch die intensive Extrabetreuung eine "erlernte Hilfslosigkeit und Unselbständigkeit" geschieht. Dafür braucht eine Schulinsel auch ausgebildete Fachpersonen und keine Aufsichtspersonen.
Die Einführung von Schulinseln in der Schweizer Bildungslandschaft bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Es ist wichtig, sorgfältig abzuwägen, wie diese Konzepte umgesetzt werden, um die negativen Folgen zu minimieren. Eine ausgewogene Herangehensweise, die auf inklusive Bildungsprinzipien basiert und individuelle Bedürfnisse berücksichtigt, kann dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler mit herausforderndem Verhalten nicht nur von individueller Betreuung profitieren, sondern auch die Möglichkeit haben, sich in einer vielfältigen Klassengemeinschaft zu entwickeln.